Leserbrief zur A39

Die Aller-Zeitung berichtet am 18. Juni von neuer Kritik von Greenpeace am Lückenschluss der A39 zwischen Wolfsburg und Lüneburg. Greenpeace mit Hauptquartier in der feinen Hamburger Hafencity kritisiert in seinem Bericht „Schwere Kost“ unter der Überschrift „Volkswagen vs. Wildkatze“: „Dieses Straßenprojekt würde einen der größten zusammenhängenden Naturräume Deutschlands zerschneiden. Wendland und Altmark sind dünn besiedelt und haben eine reichhaltige Pflanzen- und Tierwelt, geschützt durch mehrere Flora-Fauna-Habitate und EU-Vogelschutzgebiete.“ 

Das klingt Besorgnis erregend, ist aber faktisch falsch. Weder berührt der geplante Streckenverlauf der A39 die genannten Landschaften noch zerschneidet er sie.

Faktisch richtig sind die Städte Wittingen, Salzwedel und Lüchow aber heute weiter entfernt von einem Autobahnanschluss als fast alle anderen Städte Deutschlands. Sie leiden unter Abwanderung der Bevölkerung und Verlust von Wirtschaftskraft. Eine Trendumkehr ist mit der jetzigen Abgeschiedenheit nicht erreichbar, und bei Weiterbestehen der nachteiligen Verkehrsanbindung werden sich die Perspektiven für diese ehemaligen Grenzgebiete nicht verbessern.

Da hilft es auch nicht, wenn einmalig eine übersichtliche Anzahl von teils ortsfremden Teilnehmern am Vatertagswochenende per Bahn anreist, um im Namen der Einheimischen von Wolfsburg nach Lüneburg Protest gegen die Planung der Verkehrswege zu radeln, und sich dabei medienwirksam inszeniert.

Eine Zumutung für Einheimische sind die Forderungen von Greenpeace, B.U.N.D. und des Wolfsburger GRÜNEN Abgeordneten Bsirske, den Verkehr auf die B4 zu konzentrieren. Bei Staus auf der A7 zwischen Hamburg und Hannover ist die B4 schon heute völlig überlastet, da ihr Ausbau jahrzehntelang durch Umwelt- und andere Klagen verhindert wurde. Der Ausweichverkehr der staugeschädigten A7 trifft schon jetzt auf die täglichen Staus auf der B4 zwischen Meine und Gifhorn. Völlig chaotisch für die ortsansässige Bevölkerung wird es, wenn darüber hinaus an Ferienwochenenden auch die A2 blockiert ist und sich der Ausweichverkehr von zwei völlig überlasteten Autobahnen zusätzlich durch den gesamten Südkreis quält.

Hier sollen nicht die wirtschaftlichen Konsequenzen der mangelnden Verkehrsanbindung nach Norden für Industrie und Wirtschaft im Raum Salzgitter, Braunschweig, Wolfsburg, Helmstedt und Magdeburg thematisiert werden, die im Greenpeace-Bericht keine Rolle spielen.  Aber ich bin überzeugt, dass das südöstliche Niedersachsen und westliche Sachsen-Anhalt größere Zukunftschancen haben, wenn die A39 zügig gebaut wird und den gesamten Raum besser an Hamburg und vor allem an die künftige Schnellverbindung durch den Fehmarn-Belt Tunnel nach Skandinavien anschließt. 

Der geplante Streckenverlauf der A39 in Niedersachsen ist durch Jahrhunderte wirtschaftlicher Nutzung geformt und wird nie wieder so aussehen wie nach Abzug der Gletscher und vor Ankunft des Menschen. Zu einer ausgewogenen Beurteilung gehören nicht nur die Perspektiven von Wolf und Wildkatze, sondern besonders auch die Perspektiven der hier lebenden und arbeitenden Menschen!